Kennst du das, du stehst vor einer großen Gruppe, sollst einen Vortrag halten, bist total nervös und bekommst ein Blackout? Und das nachdem du ohnehin die Nacht vorher garnicht oder nur sehr unruhig geschlafen hast?
Oder kennst du folgende Situation, du fährst auf dem Gehweg Fahrrad und ein Fußgänger meckert dich an, dass das hier aber gefälligst kein Radweg ist und du meckerst beherzt zurück und fühlst dich total erniedrigt und angegriffen?
Was haben diese beiden Situationen miteinander zu tun?
Wenn ich dich fragen würde, wie alt du dich in diesen Situationen fühlst, was glaubst du, wäre deine Antwort? Lass mich raten, du fühlst dich höchstwahrscheinlich jünger als du es gerade bist, vielleicht sogar so alt wie ein Kind.
Das nennen die Psychologen dann „Altersregression“, wir fühlen uns plötzlich (unbewusst) in einen Zustand unserer Kindheit zurückversetzt.
Die Transaktionsanalyse – ganz grob eine psychologische Theorie, die menschliche Kommunikation erklärt – würde von einem ganz gewissen Ich-Zustand sprechen, dem Zustand des trotzigen oder unterwürfigen Kinder-Ichs. Das kann man sich einfach so vorstellen, dass man angetriggert von anderen Menschen sich so verhält wie ein trotziges oder unterwürfiges Kind. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, findest du viele Quellen im Internet oder kannst mich auch einfach fragen ;-).
Das Spannende daran ist meiner Ansicht nach die Frage, was denn anders wäre, wenn du nun eben nicht „altersmäßig schrumpfst“, sondern dich so alt fühlst wie du es bist?
Dann würdest du in der Vortragssituation wahrscheinlich etwas nervös sein, aber selbstbewusst sagen „Ich habe mich gut vorbereitet, was soll schon passieren? Ich bin schließlich die Expertin, die da spricht.“
Und in der zweiten Situation würdest du entweder garnicht reagieren oder bedacht etwas sagen, dich vielleicht entschuldigen (oder eine andere Reaktion zeigen, die dir erwachsen scheint), und vor allem dich dabei gut fühlen und konstruktiv darüber nachdenken, was an dem Vorwurf dran ist.
Alles in allem hättest du alle Kompetenzen, die du nun mal als gestandene Frau oder Mann, hast, zu deiner Verfügung. Und das ist ein himmelweiter Unterschied! Denn es hat viele Vorteile, erwachsen zu sein! Welche sind das denn genau für dich?
Für mich sind es einmal die ganzen Erfahrungen, die ich sammeln und Kompetenzen, die ich aufbauen konnte und darüber hinaus die Erkenntnis, dass ich selbst gut für mich sorgen kann.
Was dann in solchen Situationen hilft, ist sich ganz konkret daran zu erinnern, dass man erwachsen ist und sich das auch mantra-artig vorzusagen: „Ab jetzt bleibe ich in diesen Situationen, die erwachsene und erfahrene, gestandene, … Frau von heute.“ oder welche Adjektive auch immer für dich da passen. Und dann fühlt es sich plötzlich ganz anders an und mir stehen ganz neue Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung.